Sonntag, 8. Mai 2011

Autogramme vom Abstiegsmacher

(hai) Der 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga hielt, was er versprach. Endlich mal wieder eine Konferenzschaltung mit allen neun Spielen. Alle Höhen, alle Tiefen, alle Wendungen auf allen Plätzen in nur 90 Minuten - und dann die wunderbare Tabelle auf einen Blick. Nix ist schief, alles kerzengerade. Oder?

In Gladbach sind wieder alle Lichter an. Mit dem dritten Sieg in Folge, zum dritten Mal zu Null, ist die wahre Borussia endlich wieder in der Liga. Mittendrin und nicht mehr nur so unten dran. Aber was war denn da los? Gladbacher bejubeln Tore des 1.FC Köln. Und Kölner feiern die Treffer der Fohlen gegen den Abstieg. Fußball kann so schön sein - und so seltsam. Aber wenn einem das Trikot näher als die kurze Turnhose ist, verkehrt sich die Welt schon mal. Und Gladbach holte mit dem 2:0 gegen Freiburg ja gleich neun. Das erste Neun-Punkte-Spiel der Saison! Einfach so gewonnen. Die Borussia vom Niederrhein gewinnt, Frankfurt und Wolfsburg verlieren. Der perfekte Tag. 

Nur schade, dass Schalke nicht mehr erreichbar ist. Dieser gefühlte Absteiger Nr. 1. Ohne den besten Keeper der Welt stünde der FC Mirdoegal 04 definitiv unter Frankfurt. Sieben, acht Punkte hat allein Manuel Neuer gerettet - der Einzige, der immer alles gibt. Kein Wunder, dass er weg will. Das kann für einen Profi ja auch nicht einfach sein, in so einer Hobby-Truppe zu kicken. Und jetzt kommt mir nicht mit Dreifachbelastung! Wo denn? Schalke hat doch die Bundesliga einfach nur runterlaufen lassen. Und die Ausrede Magath zählt auch nicht mehr. Das 1:3 gegen Mainz war mal wieder ein schönes Beispiel für einen Klub, der in der Liga meint, außer Konkurrenz zu laufen. In der irrigen Annahme, durch den Sieg im Pokalfinale den Europacup schon sicher zu haben. Gelächter. Magath wusste schon, warum er viel lieber gegen die Bayern in Berlin angetreten wäre. Dann hätte der Plan B nämlich funktioniert. Bayern in der Champions League, Schalke als Loser im Cup der Verlierer, der an dieser Stelle seinem traurigen Spitznamen mal alle Ehre gemacht hätte. Aber - jetzt kommt's - der MSV Duisburg ist nicht der FC Bayern. Aber Schalke ist Schalke. Definitiv.

Wo war ich gerade? Ach ja: Bocklos. Kann man dem BVB in dieser Saison eigentlich so überhaupt gar nicht vorwerfen. Aber dass das erste Spiel nach den vorgezogenen Meisterfeierlichkeiten in Dortmund in die Buchse gehen würde, war irgendwie klar. Gesetz der Serie. Werder bedankte sich artig, nahm die drei Punkte von den schwerst Verkaterten gern und feiert jetzt den Klassenerhalt nach der schlechtesten Saison seit 22 Jahren. Und lobt jetzt seinen Keeper weg. Nach Schalke. Na gut, Strafe muss sein.

Sonst noch: Der VfB Stuttgart ist trotz Bruno Labbadia also in der Liga geblieben. 2:1-Sieg gegen Hannover 96, das in der Europa League ja ganz gut aufgehoben scheint, wo die Niedersachsen ab August - gemeinsam mit Mainz und Duisburg den deutschen Fußball, nunja, würdig vertreten werden. Aber wenn schon alle anderen Länder ihre unbekanntesten Klubs in diesen Wettbewerb schicken, warum dann nicht auch wir? Eben. Der 1. FC Nürnberg verdaddelte auch sein Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim, freut sich aber trotzdem über den besten Tabellenplatz der letzten 87 Jahre. Oder so. Aber war auch verdient. Keine Frage.

Und Leverkusen? Ach, Leverkusen! Stümpert sich zu Hause zu einem glücklichen 1:1 gegen bocklose Hamburger. Nur weil Stefan Kießling den Ball nicht richtig trifft. Sachen gibt's. Habe ich gerade bocklose Hamburger gesagt? Der FC St. Pauli verabschiedet sich unwürdig aus der Liga. 24487 Zuschauer hätten sich wohl in der zweiten Halbzeit lieber ein Geisterspiel gewünscht, als beim knappen 1:8 gegen die Bayern im Stadion sein zu müssen. Na klar, man wollte den Eingeborenen Holger Stanislawski würdig verabschieden. Und Co-Trainer Trulsen gleich mit. Stellt sich nach der peinlichen Klatsche nur die Frage: Hat der Stani irgendwas verbrochen?

Sonst noch? In Frankfurt leben viele Schwachköpfe. Dafür kann diese seltsame Stadt der Banker zunächst mal nichts. Aber warum lässt man die ins Stadion? Na gut, Christoph Daum geht ja freiwillig. Und gab zuvor noch Autogramme. Auf Eintracht-Trikots. Wer die haben wollte? Ein weiteres Rätsel. Aber wer den Verein so zielstrebig in die 2. Liga führt, der hat den Platz in der Ruhmeshalle der einst so stolzen Hessen sicher. 

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