Donnerstag, 29. Dezember 2011

Philosophen auf Stehrängen IV

"Big Fucking German, We Have A Big Fucking German."
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(Die Freude bei Per Mertesacker ist groß. Er ist seit seinem Wechsel zum FC Arsenal London endlich auch in den Herzen der Gunners-Supporters angekommen, wie sein eigener "Chant" beweist.) (teo)

Montag, 19. Dezember 2011

32 Tage Ödnis

(hai) 32 Tage Ödnis. 32 Tage sinnentleerte Freizeit. 32 Tage ohne die wichtigste Hauptsache der Welt. Wie soll das gehen? Keiner weiß es. Das Unding namens Winterpause lässt uns sehnsüchtig auf die Insel blicken. Im Mutterland des Fußballs wird durchgekickt. Weihnachten, zwischen den Jahren, wie es so
Foto: Thomas Ottensmann (c)
schön wie falsch heißt. So ist's recht. Aber uns muss das billig sein. 


Noch zwei Tage DFB-Pokal, ein paar launige Hallenturniere, ein schaler Kellergeister zu Silvester und dann: warten auf den 20. Januar 2012, wenn es endlich wieder losgeht. Standesgemäß mit dem Topspiel VfL 1900 Borussia Mönchengladbach gegen FC Bayern München. Vierter empfängt Ersten, Rekordmeister der Siebziger als Gastgeber für den Rekordmeister of all times. Nicht so schlecht für einen Auftakt. 


Aber kurze Rückblende. War da was? Der letzte Hinrundenspieltag bestätigte die Tabelle, die bekanntlich keine kurzen, sondern sehr schöne, wohlgeformte und extrem lange Beine hat.


Gladbach verschenkte in der Hinrunde sechs, sieben Punkte und steht gleichwohl mit 33 Punkten, 11 Gegentoren und lediglich vier vergeigten Spielen auf einem Platz, der Zugang zu den Geldpressen im europäiischen Fußball böte. Die Liga sollte nach dem ebenso mühsamen wie glücklichen 1:0-Heimsieg gegen den Angstgegner Mainz 05 alarmiert sein: Die Borussia gewinnt nun auch solche Spiele, hat "dreckige Siege" in ihr Repertoire aufgenommen. Und sich ein hübsches Zehn-Punkte-Polster auf einen Nicht-Europa-League-Paltz zugelegt. Nicht schlecht.


Ihre Form und damit den derzeitigen Tabellenplatz verifizieren konnten nach Ende der Halbserie auch die Sportkameraden der Vereinsmannschaften aus diesen Städten: München (1.), Dortmund (2.), Gelsenkirchen (3.), Hannover (7.), Hamburg (13.), Augsburg (17.). Die anderen elf Teams müssen sich fragen lassen, was denn da los war. Immer schön hinter den eigenen Erwartungen hinterher (Leverkusen), total neben der Spur (Hoffenheim) oder beständig wie ein Wechselbalg (Bremen).


Und jetzt? 32 Tage Ödnis. 32 Tage sinnentleerte Freizeit. 32 Tage ohne die wichtigste Hauptsache der Welt. Wie soll das gehen? Ist wie mit den zusammen in ein Bundesland gezwungenen Westfalen und Rheinländern: Es ist furchtbar, aber es geht. In diesem Sinne: Schöne Weihnachten, eine tolle Woche danach mit Feuerwerk am Schluss. Und dann: Alles auf Anfang. Bis nächstes Jahr.

Sonntag, 18. Dezember 2011

So soll es sein, so kann es bleiben

Sünde

Na super. Wenn jetzt mal das Spiel nicht in die Buchse geht.
(Handy-Fotto: Hacky Wimmer)

Wer zuerst mailt, fährt zuerst

Okay, der Hacki Wimmer
spielt nicht mehr. Dafür
aber der Marco Reus
(nicht auf dem Bild).
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Blog7 proudly presents: Der kurze Flexibili- tätstest am Sonntag. Heute: Zwei Freikarten Sitzplatz (West Unterrang, Block 20, Reihe 27) für das Spitzenspiel VfL Borussia Mönchen- gladbach - FSV Mainz 05 (Anstoß: HEUTE, Sonntag, 4. Advent, 18. Dezember 2011, um 17.30 Uhr im Borussia-Park in Mönchengladbach) an Selbstabholer zu VERSCHENKEN.
(Mails bitte mit dem Betreff: 'Ja, ich will!' an hacky @ ottensmann.de

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Roulette für Arme


(hai) "Er setzt alles auf die 17 - und 17 fällt! Und mit einem Streich hat er das 35-fache Geld." (Achim Reichel: Der Spieler) Wie kommt er jetzt da wieder drauf, werdet ihr euch fragen. Zurecht. Denn am 17. Spieltag der Fußball-Bundesliga wird höchstens Roulette für Arme gespielt. Von wegen 35-facher Einsatz! So mancher Klub wäre schon mit dem in der Liga handelsüblichen dreifachen Einsatz hochzufrieden. 


Sagen wir mal Borussia Mönchengladbach, das den letzten Spieltag im so erfolgreichen Jahr 2011 ebenso erfolgreich abschließen will. Die ersten drei Monate des Jahres lassen wir gemeinsam einfach mal unter den noch ungedeckten Gabentisch fallen. Allerdings geht es im Borussia-Park, der selbstredend in Mönchengladbach und nicht im Ruhrgebiet steht, gegen den Angstgegner Mainz 05. Die Gladbacher Bilanz gegen den Karnevalsverein ist, sagen wir mal, verbesserungswürdig. Wahrscheinlich spielt der kleine linke Zeh bei den neuen Fohlen wieder mit. Wahrscheinlich könnte das helfen. Gladbach - Mainz, wahrscheinlich 2:0.


Wenn am Sonntag im ersten Spiel um 15Uhr30 der 1. FC Kaiserslautern gegen Hannover 96 antritt, stellt sich der geneigte Zuschauer die Frage, ob es wieder so stürmisch auf dem Betze wird, wie zuletzt gegen die Hertha. Und ob man sich dann auch wieder darauf verlassen kann, dass wunderschöne Eigentore fallen. Könnte helfen. Zumindest dem FCK. Schließlich sind die weinroten Teufel nicht gerade für ihre sensationelle Abschlussstärke bekannt. Aber der letzte Punkt beim Deutschen Meister (nur der BVB!) war sicher Balsam für die Satansseele. Hannover hat sich in der Ligamitte festgespielt. Obwohl die Roten nur viermal verloren (vgl. auch Bayern München, Borussia Mönchengladbach), stehen sie doch nur im mausgrauen Mittelfeld. Vielleicht einfach zu oft remisiert? Wahrscheinlich. In Kaiserslautern muss man eigentlich gewinnen. Uneigentlich ist das aber ein schwieriges Unterfangen. Zumal bei Fritz-Walter-Wetter. Und bei Sturm. FCK - 96, wahrscheinlich 1:3.   


Jeder blinde Terminplaner in der Sky-Zentrale, Medienallee 26, in 85774 Unterföhring, findet ja auch mal ein Top-Spiel. Würfelglück muss man haben! Am Samstagabend um 18Uhr30 stoßen jedenfalls der FC Schalke 04 und Werder Bremen zum torreichsten Spiel des Tages in der Veltins-Arena an. Wohlsein. Die knappen Knappen stehen auf Platz 3, lediglich ein paar Tore vom, nun ja, BVB entfernt und einen Sieg hinter den Bayern. Ja, da reiben sie sich die Augen am Ernst-Kuzorra-Weg 1 in 45891 Gelsenkirchen. Wie allüberall in der Republik. Denn wie es S04 dorthin geschafft hat, weiß eigentlich niemand so ganz genau. Aber - auch das ist üblich auf Schalke - das interessiert auch eigentlich keinen. Werder ist Werder ist Werder. Und in dieser Saison erfolgreicher als erwartet. Aber dabei so verlässlich wie anno Tuck. Immer mal für ne Klatsche gut, aber immer auch für einen Kantersieg. Hauptsache furios! Schalke - Werder, wahrscheinlich 4:4.


Den 17. Spieltag können wir am Samstag, den 17. Dezember zur angestammten Bundesliga-Anstoßzeit um 15Uhr30 eigentlich ganz gut unter den noch ungeschmückten Gabentisch fallen lassen. Warum? Nun ja, wenn die Sky-Planer bei drei von vier Live-Spielen am Freitag, Samstag und Sonntag Leckerbissen und Schmackazien zum Fingerlecken servieren, dann bleibt halt für den Hauptspieltag nur noch Graupensuppe. Ein kurzer Blick auf die Spiele, der Vollständigkeit halber schon mal mit den Ergebnissen:


Bayer Leverkusen - 1. FC Nürnberg, wahrscheinlich 1:0
Hamburger SV - FC Augsburg, wahrscheinlich 0:0
SC Freiburg - BVB, wahrscheinlich 0:1
1899 Hoffenheim - Hertha BSC Berlin, wahrscheinlich 2:2
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart, wahrscheinlich 0:3


Fehlt was? Hm. Ach so: Am Freitagabend wird der letzte Spieltag der Hinrunde vom deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München eröffnet. Gegen den 1.FC Köln. Möglich, dass Herr Schweinsteiger wieder ein paar Minuten Cheffchen spielen darf. Sicher, dass Herr Podolski auf der anderen Seite wieder die Kohlen aus dem Feuer holen muss. Doof nur, dass im bayrischen Schlauchboot-Stadion oft genug Napalm als Brandbeschleuniger eingesetzt wird. Bayern München - 1. FC Köln, wahrscheinlich 5:0  

Montag, 12. Dezember 2011

Puste, ausgegangen

(hai) Was war das denn jetzt? Der Deutsche Meister (nur der BVB!) gibt zu Hause einen Punkt gegen die weinroten Teufel ab und Gladbach verliert beim Tabellenletzten? Die Bayern gewinnen auch in Stuttgart, was nicht überrascht und Schalke in Berlin, was, nun ja, sehr wohl überrascht. 


Die Tabelle hat ja bekanntlich alles andere als kurze Beine, so sagt man und so muss es wohl sein: Die Bayern sind also durch. Herbstmeister und dann wohl (mit Zweidrittelwahrscheinlichkeit) auch Meister. Der FCB ist ja nicht 1899. Apropos: der Traditionsverein aus dem Kraichgau kann noch gewinnen, sogar auswärts. Dafür hat das Nürnberg verlernt, sogar zu Hause. 


Leverkusen hoppelt irgendwie unambitioniert durch die Liga, steckt in einer fiesen Ergebniskrise. Ähnlich wie Mainz und Hannover. Ab und an blitzt da etwas auf, was man früher mal Form nannte. Aber überragend ist das selten. 


Gladbach trotzt vehement den Großen und verliert behände gegen die Kleinen (jeweils 0:1 in Nürnberg, Freiburg, Augsburg und Schalke). Wie kann das? Die Rübe ist schuld. Manch einer hat trotz des Mahners in der niederrheinischen Wüste offenbar längst realisiert, dass man nicht mehr gegen den Abstieg kämpft und es gegen direkte Konkurrenten (um Europapokalpätze) wichtiger ist, die sechs Punkte einzufahren. Ist aber vielleicht hilfreich, wenn alle paar Wochen ein Schuss vor den Bug knallt. Dann ist vielleicht wirklich Platz 6 drin.


Was lehrt uns das jetzt alles, nach diesem vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga-Hinrunde? Tja, vermutlich werden die beiden Tabellenhälften so oder so ähnlich bleiben, mit ein paar Verschiebungen. Kann wahrscheinlich jeder ganz gut mit leben, der jeden Morgen seine Realismustropfen nimmt. Also wieder die Bayern und die üblichen Verdächtigen in der Gelddruckliga mit dem üblichen Überraschungsteam in der Mitte. Puh, müssen wir die Rückrunde überhaupt noch gucken? Vielleicht kaprizieren wir uns erstmal auf den Pokal. Düsseldorf gegen Dortmund (2:1 n.V.) und Gladbach gegen Schalke (2:0). Und davor auf den 17. Spieltag und davor auf das Nachholspiel Köln gegen Mainz (Di., 20.30 Uhr, 3:3). Narhallamarsch!  

Freitag, 9. Dezember 2011

Die Lust des Tormanns beim Elfmeter

(hai) Andreas Luthe hat keine Chance. Und nutzt sie. Immer wieder. "Ein Fußball-Profi muss einen Elfmeter reinmachen, eigentlich immer", sagt er, "oder zumindest in 95 Prozent der Fälle. Das erwarte ich." Jetzt ist Andreas Luthe zwar Fußball-Profi, aber er hat noch nie einen Elfmeter verwandelt. Denn er steht auf der anderen Seite, auf der Linie, im Tor des Zweitligisten VfL Bochum. Und dort macht er dann deutlich seltener einen Fehler als der Spieler, der zum Elfmeterpunkt schreitet.

Andreas Luthe , 27-jähriger Keeper des VfL Bochum,
ist der mit Abstand 
beste deutsche Elfmetertöter der Gegenwart.  
(Foto (c): Thomas Ottensmann)
In der Saison 2010/2011 als der VfL erst in der Relegation gegen Borussia Mönchengladbach (damals noch mit Marco Reus, Roman Neustädter und Dante) den Wiederaufstieg mit 68 (!) Punkten unfassbarerweise verpasste, hielt er beispielsweise sechs von acht Strafstößen in Folge. Der aus Velbert vor dreizehn Jahren zum VfL gewechselte 1Meter94 große Mann hatte damit eine Erfolgsquote von 75 Prozent. Der helle Wahnsinn. Das schafften vor ihm nicht einmal die als Elfmeterspezialisten bei Fußball-Romantikern legendären Rudi Kargus, Jörg Butt oder Andy Köpke, die in Fußball-Deutschland immer noch als Elfmeterkiller par excellence gelten. 


"Wenn der Luthe im Tor steht, treten wir gar nicht mehr zum Elfmeter an", hat in der besten Elfer-Saison Luthes mal ein Offizieller von Alemannia Aachen gesagt. Und der muss es wissen. Aachen (mittlerweile in der 4.Liga, also der Regionalliga West, zuhause) bekam in drei Spielen gegen Bochum drei Strafstöße zugesprochen, dreimal ging der Ball nicht rein, zweimal hielt Luthe seinen VfL im Spiel, einmal die Latte. Bochum gewann beide Spiele gegen die Alemania. Der Autor dieser Zeilen war im Drei-Elfmeter-Spiel in Aachen übrigens Augenzeuge.


Glaubt man dem Schriftsteller Peter Handke, dann ist es der Tormann der beim Elfmeter Angst hat. Außer wenn der Torwart Luthe heißt. Wissenschaftliche Studien belegen zudem das Gegenteil: Dem Elfmeterschützen schlottern die Knie. Warum sollte der Keeper auch Angst haben? Genau genommen ist dieses einseitige Duell ja unfair, für den Torwart nahezu aussichtlos. Denn das Tor - jeder, der mal drin stand, weiß das - ist riesig: 2Meter44 hoch und 7Meter32 breit. Im Mutterland des Fußballs, auf der britischen Insel - daher das im metrischen System so krumme Maß - waren das in den Anfängen 8x24 Fuß. Und dann kommt da einer aus elf Metern frei zum Schuss und kann sich die Ecke aussuchen. Klingt einfach. Der Torwart hat keine Chance. Er weiß ja nicht, wohin der Ball kommt.


Um es mit Wayne Rooney zu sagen: "Ich ziele nie. Denn wenn ich nicht weiß, wohin ich schieße, woher soll es dann der Torwart wissen?" Gute Frage. Cooles Zitat. Das auch dem 2011 laut Kicker-Rangliste besten deutschen Zweitliga-Keeper (Notendurchschnitt 2,68) recht gut gefällt: "Geiler Spruch." Und: "Wayne Rooney hat recht." 

Soweit so gut, aber warum hält Andreas Luthe dann diese vermaledeiten Elfer so oft und so gerne? Er behauptet in Interviews ja nicht selten, dass da auch viel Glück dabei sei. Wirkt aber in der Realität, die bekanntlich aufm Platz liegt, nicht so. Cool, konzentriert und abgezockt, so steht Andreas Luthe vor dem Strafstoß auf seiner Linie. Sehr lange steht er dort, lässt den Spieler zappeln, bietet ihm keine Ecke an, macht keine Faxen. Der Keeper konzentriert, der Spieler konsterniert. So war es in der Verganenheit sehr oft. 

In der 2. Liga hatte 2011 nur ein einziger Spieler einen Strafstoß gegen den VfL Luthe, versenkt. Silvio von Union Berlin hieß der Glückspilz. Aber der spielt nicht mehr in der zweithöchsten Profiliga Deutschlands. Verdienst des Torwarts? Andreas Luthe, bescheiden, höflich und aufgeräumt, winkt ab: "Wenn einer einen Elfmeter nicht verwandelt, dann hat er einen Fehler gemacht." So einfach ist das.

(In Kürze i
m Exklusiv-Interview mit Blog7Andreas Luthe über den ominösen Punkt, seine Liebe zur italienischen Sprache und warum er einst so gern in der Geschäftsstelle des VfL Bochum in der IT-Abteilung arbeitete.)


[Text und Foto von Hacky Wimmer 
(c) für Blog7]

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Alles Fohlen, außer Rettig

(teo) So. Schlussspurt. Am vorletzten Hinrunden-Spieltag der Fußball-Bundesliga, dem sechzehnten, geht es vornehmlich um die interessante Frage, wer diesen wertlosesten Titel der Fußball-Geschichte in die nicht vorhandene Vitrine stellen darf. Der Herbst ist jetzt zwar nach dem wunderschönen Spätsommer-Monat Oktember im Dezober wirklich und endlich auch in den deutschen Fußball-Stadien und Arenen angekommen, nichtdestoweniger ist der Titel Herbstmeister 2011 aber a) Unfug b) faktisch falsch  oder c) meteorologisch 
Bochum, Brückstraße,
am Tag nach der
verlorenen Relegation
gegen Gladbach.
(Handy-Fotto:
Teo Tippenczewski)
richtig (bitte ankreuzen, jeder bitte nur ein Kreuz).

Ihr Haarband in den Ring werfen die Sportkameraden der Turnriegen aus München, Dortmund, Mönchengladbach, Gelsenkirchen und Bremen. Ziehen wir die beiden letztgenannten Außenseiter mal wieder ab, wird es eine Rechnung mit wenigen Unbekannten.

Die Bayern haben einen Punkt Vorsprung auf den Deutschen Meister (nur der BVB!) und der wiederum reüssiert gerade mal sechs Tore vor der wahren Borussia aus Mönchengladbach, der die halbe Republik den wertlosesten Titel der Fußball-Geschichte zu gönnen scheint. Und wer sich auf einmal alles als Gladbach-Fan outet! Interessant. Aber wo waren die eigentlich alle im Abstiegskampf vor ein paar Monaten? Egal. Oder wie wir Zahlenfetischisten sagen: 88.

Wie stehen die Chancen? Und was machen eigentlich die anderen Mannschaften so? Der TdK-Check des 16. Bundesliga-Spieltages, wie immer mit allen Ergebnissen auf einen Klick.

Freitagabend, 20.30 Uhr: Hertha BSC – FC Schalke 04 2:1 (2:0) –
Das Thema Meisterschaft ist ja ohnehin keins, mit dem sich die Knappen in den letzten 53 Jahren besonders hart auseinandersetzen mussten. Die 240 Sekunden im Jahr 2001 mal ausgenommen. Warum also jetzt auf einmal die Herbstmeisterschaft holen? Brächte die Mannschaft doch nur auf dumme Gedanken. Einmal angefixt, müsste sich der S04 dann in der Rückrunde hetzen lassen. Das mag ja keiner so richtig. Zumal die Herbstmeisterschaft ohnehin nur noch erreichbar scheint, wenn alle anderen immer schön parallel verlieren, am besten zweimal. Mit der schlappen Schlappe in der Hauptstadt holen die Königsblauen aber einfach mal die Europapokalform in die Liga. Warum nicht? Und Hertha? Ach, Hertha. Gewinnt einfach mal zu Hause. Spricht ja auch nix dagegen.

Samstag, FünfzehnDreißig: FC Augsburg – VfL Borussia Mönchengladbach 1:4 (1:1) –
Wenn die Fohlen beim Aufsteiger im schwäbischen Bayern (oder war es das bayrische Schwaben?) antreten, dann spielt die Erste bei der Reserve. Oder so. 47 Spieler, 12 Cheftrainer, 8 Co-Trainer und 33 Betreuer der Augsburger waren mal in Gladbach beschäftigt - nach einem Bauchgefühl über den Daumen gepeilt, mutig geschätzt und mit der Kreiszahl Pi multipliziert. Also alles Ex-Gladbacher. Außer Manager Rettig, der war mal in Köln. Was tut das jetzt zur Sache? Tja, irgendwie nix. Außer, dass alle ausgemusterten Ausgemusterten dem ehemaligen Ex-Verein mal so richtig zeigen wollen, was ne schwäbische Harke ist. Oder ne bayrische. Dumm nur, dass sich dabei zeigt, dass das Niveau der zahlreichen Marcel Ndjengs, Jan-Ingwer Callsen-Brackers (nein, das ist nur ein Spieler) und Nando Rafaels wirklich nur für das untere Drittel der besten 20 Profi-Clubs reicht. Deswegen haben sie ja früher auch mal in Gladbach gekickt. Und nun? Die Fohlen galoppieren weiter Richtung Ziel. Und Augsburgs niederländischer Trainer Luhukay lobhudelt hernach wieder devot über des Gegners Leistung. Das war ja zuletzt sogar seinem Landsmann Huub Stevens unangenehm, als sich seine Mannschaft gerade zu einem unansehnlichen 3:1 gerumpelt hatte. Gladbach reicht hier eine gute Halbzeit. Schön, dass es die zweite ist.

Sonntag, 15.30 Uhr: BV Borussia Dortmund 09 – 1. FC Kaiserslautern 4:0 (3:0) –
Muss man dazu noch was sagen? Hm. Nö. Der Deutsche Meister (nur der BVB!) stümperte sich sehr konsequent und diszipliniert durch den Europapokal der Großen, verbaselte letztendlich sogar die Teilnahme an der kleinen Gelddruckliga in der Rückrunde. Das muss den Bayern und Gladbach zu denken geben. Jetzt kann Dortmund - befreit von allen Fesseln und längst aus dem DFB-Pokal raus – wieder mit Volldampf durch die Liga fegen wie einst im Mai. Erstes Tsunami-Opfer: die weinroten Teufel, die ja in Liga 1 eigentlich nur froh sind, dass sie leben. Prognose: Es wird weitere Opfer geben.

Sonst noch? Ja, gerne.

Samstag, FünfzehnDreißig:
Werder – VW 5:1 (4:0)
Mainz – HSV 2:2 (0:2)
Nürnberg – 1899 2:0 (2:0)
Köln – Freiburg 3:1 (0:1)

Topspiel am Samstagabend, 18.30 Uhr:
Hannover - Leverkusen 1:1 (0:0)

Spieltags-Schlussspiel, Sonntag, 17.30 Uhr:
Stuttgart – Bayern München 1:5 (1:4)

Die Herbstmeisterschaft wird nach den Siegen der glorreichen Drei also erst am 17. Spieltag entschieden, wie sich das für so eine handelsübliche Herbstmeisterschaft gehört.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Wer nicht fragt, bleibt dumm

(teo) Nach dem 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga stellt sich die Republik mal wieder Fragen. Sind die Bayern, gähn, noch zu stoppen? Sollte Felix Magath nie wieder mit seinen Spielern sprechen? Kann Borussia Mönchengladbach 
Oh, wie schön ist Sansibar!
(Foto: Thomas Ottensmann)
Herbstmeister werden? Die Antwort ist einfach, fängt mit 'J' an und hört mit 'a' auf.


Andererseits gibt es Fragen, die sich gar nicht erst stellen. Wie, sagen wir mal, ob der 1. FC Köln auch ohne Lukas Podolski bundesligatauglich wäre. Oder Schalke 04 ohne Huntelaar und Raul. Erfeulich hingegen, wenn internationale Fußballlehrer nationale Fußballschüler mit extrinsischer Motivation geradezu einreiben (Stole Solbakken: "Lukas hat seine Arbeit gemacht.")


Für Aufregung sorgte der in Mönchengladbach nicht gegebene Feldverweis gegen den Klopp des Gemetzels nach einer Tätlichkeit gegen den Fohlen-Torschützen Mike Hanke ("Absolut eine Rote Karte."). Hier werden die Fernsehbilder eine deutliche Sprache sprechen oder die Slo-Mo, wie wir Medienmenschen sagen. 


Bayerns Verteidiger Badstuber, Holger blieb hingegen bei seiner Muttersprache und im restringierten Sprachcode: "Man hat Zeitlupen und dann sieht man, was passiert ist." Werder-Stürmer Claudio Lasagno war bei der Attacke auf die oberen Brustwirbel von Badstuber bestens im Bild. In HD. Aber, Tatsache, es wird keine Sperre gegen den eigentlich bis zur Schmerzgrenze sympathischen Peruaner geben. Denn der Schiri hatte die Szene zwar aber gesehen, als harmlos empfunden und weiterspielen lassen. Vielleicht noch eine Frage: Wann hätte er denn gepfiffen? Wenn die Rippe mit lauten Kraaack (an dieser Stelle ein Gruß an die Spezialisten von CarGlass) geborsten wäre?


Aber es war ja ohnehin ein Spieltag mit ganz eigener Dynamik. Sogar mit recht eigenwilliger Aerodynamik: "In der Luft war es heute schwierig", analysierte Hertha-Abwehrspieler Roman Hubnik nach seiner Nominierung für die Eselei des Monats messerscharf. So einen Flugkopfball muss man als Defensiver auch erst mal versenken. Für Fußball-Ästheten eher zweitrangig ist dabei die Frage, ob es das richtige Tor war. Apropos: Was ist eigentlich so ein richtiges Tor? Und wo steht dann das Falsche? Fragen über Fragen, die wir hier an dieser Stelle ohne Rahmeneckgelenk-Sprengung definitiv nicht klären können. Dafür gibt es schließlich den 16. Spieltag.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Spitzenspiele allüberall

(teo) Am 15. Spieltag der Fußball-Bundesliga haben die Macher des Bezahlfernsehens in Deutschland wieder ganze Arbeit geleistet. Was für eine Spielansetzung! Allüberall Spitzenspiele, auf allen Sendeplätzen - und die beiden Topspiele am Freitag- und Samstagabend sind ebenso hochkarätig besetzt wie die zwei Live-Spiele am Sonntag. Die Konferenz am Samstagnachmittag zur unbeliebten Retro-Anstoßzeit um 15.30 Uhr können wir also getrost ignorieren.

Unter Flutlicht eröffnen die beiden Spitzenteams aus den Metropolen Leverkusen und Hoffenheim den Spieltag unter Flutlicht. Ein rauschendes Fußballfest am Rhein, wenn die beiden Werksmannschaften der Bayer-Werke und SAP zum Duell der Giganten antreten. Auch die Fanclubs der beiden bundesweit beliebten Teams werden wieder mit einer schönen Choreographie und Konfetti aus der Stadionzeitung überraschen. Fahnen werden da sein und Megaphone - und wer weiß, vielleicht sogar eine große Pauke. Der Sechste gegen den Neunten, Leverkusen hat nur vier Punkte Vorsprung auf 1899. Da geht was. Hoffenheim will unbedingt in den Europäischen Wettbewerb, national hat man ja schon alle Titel gewonnen, hier müssen neue Reize gesetzt werden. Ähnlich geht es Bayer 04, dem x-fachen Titel- und Pokalgewinner. Die Frage sei erlaubt: Ist der TSV etwa satt? Robin Dutt, der Meistertrainer aus dem Sherwood Forrest, ist gefragt. Aber Holger Stanislawski wäre ja nicht der "Stani" würde er nicht behände antizipieren und einen eigenen Matchplan aus dem nicht vorhandenen Hut zaubern. Prickelnd! Bayer 04 - 1899 0:0


Vorfreude schon jetzt auf dem Samstagabend, wenn der VfB Stuttgart und der 1.FC Köln in der Mercedes-Benz-Arena aufeinander treffen. HimmeldieBerge, was für ein brisantes Duell! Der VfB kam beim 0:2 in Bremen etwas vom schon heute legendären Stuttgarter Weg ab, doch Bruno Labbadia wäre ja nicht Bruno Labbadia, wenn er nicht auf den Schlendrian in seiner Elf mit högschder Dischziplin in der täglichen Trainingsarbeit reagiert hätte. Nicht viel besser erging es den Kölnern, die sich bei der 0:3-Heimniederlage gegen Gladbach irgendwie nutzlos und überflüssig vorkamen. Doch die Freude ist nun groß, in dieser Hinserie muss man nicht mehr gegen die Fohlen ran und kann folglich befreit aufspielen. VfB - Kölle 1:2


Manchmal ist es ja durchaus so, dass man am Sonntag die Spiele gar nicht mehr verfolgt und sich dann in der Tagesschau informiert oder in den Dritten. Oder montags in der Zeitung. Das wird diesmal ganz anders sein. Gastwirte, richtet euch auf Full House ein, lasst die Köche schon um 15 Uhr kommen. Hier kann in den zahlreichen Sportbars richtig Umsatz gemacht werden. Am Sonntag um 15.30 Uhr trifft der ruhmreiche Altmeister Hamburger SV (Gründungsmitglied der Bundesliga! Der Dino! Noch nie abgestiegen! Mit einem kloppähnlichen Trainer!) auf den ruhmreichen Altmeister 1.FC Nürnberg (Die Clubberer! Der Club! Früher mal Meister!). Prall der Giganten. Platz 14 gegen Platz 15, nur einen Zähler voneinander entfernt. Wer den Absturz in die Problemzone ab Platz 16 vermeiden will, sollte dreifach punkten. Dumm nur, dass das nicht zu den Spezialitäten dieser beiden Teams gehört. Beide haben von 14 Spiele gerade mal drei gewonnen. Jetzt aber! HSV - Nürnberg 1:1


Den Spieltag beschließt am zweiten Advent der ruhmreiche Altmeister FC Schalke 04 (Die Knappen! Die Königsblauen! Die Macht im Revier!), wenn er den Ex-Klub des ruhmreichen Altinternationalen Helmut Haller, den bärenstarken Aufsteiger FC Augsburg in der Gelsenkirchener Turnhalle empfängt. Schalke enttäuschte zuletzt im relativ unwichtigen Auswärtsspiel in Dortmund. Augsburg hingegen feierte einen Sieg mit zwei Toren Unterschied. Zu Null. Hochspannung garantiert. Ist wie im richtigen Leben, das Beste kommt halt am Schluss. Schalke - Augsburg 1:0


PS: Der Vollständigkeit halber erwähnt sei, dass am Samstag noch folgende Spiele zur Austragung gelangen: 


Borussia Mönchengladbach - BVB 2:1
Wolfsburg - Mainz 1:3
Freiburg - Hannover 0:1
Bayern - Bremen 4:2
Kaiserslautern - Hertha 1:2