Donnerstag, 6. Dezember 2012

Messis Knie und Champignons im Bierteig

(teo) Vor dem 16. Spieltag der stärksten Liga der Welt bleibt die Frage, was macht eigentlich das Knie von Lionel Messi? Wird er den historischen Rekord von Gerd Müller nach zarten 40 Jahren jetzt noch brechen können? Sachkundige Experten der Ferndiagnose sprachen von monatelanger Pause, erfahrene Experten der Blitzheilung wollen von einem Einsatz am kommenden Sonntag erfahren haben. 84 Tore stehen in diesem Kalenderjahr auf Messis Konto, fehlen also noch zwei bis zum Götterhimmel der Torjäger. 86 Pflichtspieltore in nur zwölf Monaten sind unmenschlich? Gewiss. Aber wer behauptet denn, dass Messi von dieser Welt ist? 


(Foto (c): Thomas Ottensmann)

Wo waren wir? Ach ja. Die stärkste Liga der Welt. Mit so vielen Mannschaften in der europäischen Hauptrunde wie keine andere Nation. Kein Spanien, kein England. Nicht so schlecht, Herr Specht. Und gut für den Koeffizienten. Und die Nationenwertung.  Selbstwertgefühl, Vermarktungspotential, Übertragungsrechte. Und überhaupt. Trotzdem geht es am Wochenende traurigerweise doch nur um schnöde Bundesliga-Punkte. Hartes Fußballer-Leben.

Am Freitag um 20Uhr30 müssen folglich zwei der wenigen Mannschaften ran, die nicht international spielen. Dabei haben beide doch locker das Potential dafür. Nachfragen bitte an torsten.fink@hsv.de und tim.wiese@1899.de. Neun Punkte trennen die beiden Klubs voneinander. Der HSV ist dabei nur drei Punkte vom angestrebten Platz 6 und Mainz 05 entfernt. Die TSG Hoffenheim, die gnädig Markus Babbels Oberarm verschonte, liegt satte vier Punkte vor dem Tabellenende auf dem beliebten Relegationsplatz. Den wird sie halten können. HSV - TSG 2:1

Der VfB Stuttgart wird lamentieren. Rund 40 Stunden nach dem letzten Gruppenheimspiel in der Fanta-Liga müssen die Schwaben schon wieder ran und schon wieder zuhause. Diese Reisestrapazen sind nicht zu unterschätzen. Manche Spieler müssen zwanzig und mehr Kilometer fahren, um zum Stadion zu gelangen. Ein schwieriges Ligaspiel also, wenn am Samstag um 15Uhr30 der FC Schalke 04 anreist. Aus Gelsenkirchen, aus Nordrhein-Westfalen, Anreise bis ins ferne Schwabenland. Auch ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Champagner-Liga-Gruppensieger. Dafür über 40 Stunden mehr Regenerationszeit (Jaccuzi, Playstation, Wettbude) nach dem letzten Pflichtspiel. VfB - S04 1:1

Auch der BVB gehört zu den Geschlauchten. 89 Stunden nach dem letzten Heimspiel wieder ein Heimspiel. Aus Schwerte, Herdecke und sogar Holzen müssen sich die Spieler im Winterverkehr zum Stadion aufmachen. Der VfL Wolfsburg reibt sich verstohlen die Hände. In ihren klimatisierten Volkswagen (mit Sitzheizung) kommen die Schützlinge von Klaus Allofs ausgeruht und frisch im Signal-Iduna-Park an. Das Leben ist nicht fair. BVB - VW 3:0

Wenn Journalisten zu einem Spiel nicht viel einfällt, gucken sie gerne mal auf die Tabelle und in die Statistik. Wenn Nürnberg gegen Düsseldorf antritt, dann handelt es sich bei diesem Duell des Tabellendreizehnten gegen den Tabellenvierzehnten um ein klares Sechs-Punkte-Spiel. Zwei Punkte liegt der Aufsteiger (18 Punkte) vor den Clubberern (16 Punkte), die sich mit einem Heimsieg an das mittlere Tabellendrittel heften würden (Hannover und Freiburg, je 20 Punkte). FCN - Fortuna 0:0

Manchmal muss auch ein Blick auf die Geo-Tags reichen. Wenn der Breisgau gegen Franken antritt, dann wissen Westdeutsche selten, ob der Begriff Süd-Schlager hier überhaupt zutrifft. Derby gewiss nicht, denn gegen Nürnberg hat Fürth bereits genullt. Freiburg spielt mal wieder eine prächtige Saison, wähnt sich häufig durch Unparteiische benachteiligt und hat trotzdem bereits zwanzig Punkte gesammelt. Fürth spielte im letzten Jahr eine bessere Saison, was aber auch einfacher war. Trotzdem kann Mike Büskens seinem Team selten etwas vorwerfen. Außer, dass es das Toreschießen nicht erfunden hat. Hatte aber auch ohnehin niemand behauptet. Ein Sieg und zehn Tore bei acht Punkten, das ist nach wie vor recht dürftig. Aber wem sag ich das? SCF - SpVgg 2:0

Wenn bayrische Schwaben gegen oberbayrische Bayern spielen, dann ist der Begriff Derby höchstwahrscheinlich auch viel zu weit hergeholt. Was die ARD-Sportschau selbstredend nicht davon abhält, diesen Thriller, der in 14 Tagen noch einmal im Pokal wiederholt wird, dann live und in Farbe und leider auch in voller Länge zu übertragen. Irgendwie muss man ja die Gebühren sinnvoll einsetzen. Wo war ich? Bundesliga-Fußball? Ach so. Markus Weinzierl kann seinem Team selten etwas vorwerfen. Außer, dass es das Toreschießen nicht erfunden hat. Hatte aber auch ohnehin niemand behauptet. Ein Sieg und elf Tore bei acht Punkten, das ist nach wie vor recht dürftig. Aber wem sag ich das? FCA - FCB 1:6

Wenn sonntags drei Ligaspiele nicht mehr erlaubt sind, wird auch mal wieder am Samstag um 18Uhr30 zwischen Glühwein und Champignons im Bierteig geknickert. Das Vergnügen haben an diesem Spieltag Eintracht Frankfurt und Werder Bremen. Hans-Joachim Rauschenbach hätte getitelt: Äppelwoi gegen Kohl und Pinkel. Was unfair wäre, weil zwei gegen eins. Die Eintracht zuletzt ein wenig neben der Spur, aber mit Platz 5 und 24 Zählern immer noch deutlich bester Aufsteiger mit deutlich besten Chancen auf einen sehr frühen Klassenerhalt. Werder besser als erwartet und zuletzt sogar wieder mit Spektakel. Geht doch. Eintracht - Werder 2:4

Am Sonntag dürfen die restlichen Vertreter aus der Fanta-Liga ran. Gladbach muss 60 Stunden nach dem Ausflug ins ferne Istanbul gegen Mainz 05 antreten. Ausgerechnet Mainz, stöhnen die Fans in der Nordkurve. Die 05er gehören nicht direkt zu den Lieblingsgegnern der Fohlenelf, die ihren Namen mittlerweile auch auf dem Trikot (im Nacken, auf der anderen Seite der Waschanleitung) mehr oder minder stolz präsentiert. Bei den Fohlen weiß man in dieser Saison nie, ob es langen Hafer, trocken Stroh oder doch mal ne Möhre extra gibt. Bei Mainz übrigens auch nicht. Borussia - FSV 1:1

Zu den leistungsflexiblen Teams der Liga gehört auch der Hannoversche Sport-Verein von 1896, der 60 Stunden nach dem Ausflug ins ferne Levante daheim gegen den TSV Bayer 04 Leverkusen antritt, der sich zuhause gegen - wie es einst Franz Beckenbauer so treffend formulierte - Trondborg Rosenheim ausruhen durfte. Sportreporter rätseln dann immer über Substanzverlust oder Rotationsschäden. Bei letzterem empfehlen wir übrigens Calgon. In Hannover wird neuerdings auch an höchster Stelle gemutmaßt. "Ich glaube, dass Einigung erzielt wurde", wird Mirko Slomka von einem Fachmagazin aus Nürnberg zitiert. Fragt sich, wer für ihn bei den Vertragsverhandlungen dabei war und auf welchem Wege der Cheftrainer an diese brisante Information gekommen ist. Wir bleiben auf jeden Fall dran an diesem Thema. 96 - Bayer 2:2

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